Eigenkapitalrentabilität
Die Kennzahl der Eigenkapitalrentabilität trifft eine Aussage über die Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals und ermöglicht so einen direkten Vergleich mit anderen Unternehmen. Steigt sie im Vorjahresvergleich kontinuierlich an, ist die Unternehmensführung auf einem guten Weg. Geht sie zurück, ist möglicherweise das Anlagevermögen überbewertet oder das Kapital nicht rentabel gebunden.
Eigenkapitalrentabilität Definition
Analog zur Verzinsung einer Kapitalanlage wird die Eigenkapitalrendite als Zinsertrag des Eigenkapitals innerhalb des Unternehmens aufgefasst. Je positiver dieser ausfällt, desto wirtschaftlicher arbeitet das Unternehmen.
Grundsätzlich gilt: Je höher die Eigenkapitalrentabilität, desto besser steht ein Unternehmen im Vergleich zu anderen da. Allerdings ist die Kennzahl sehr von der Branche abhängig und sollte stets im Jahresvergleich bei einer unveränderten Berechnungsweise als Grundlage für Analysen genutzt werden. Denn obwohl grundsätzlich gilt, dass Unternehmen mit geringen Kostenstrukturen und geringem Eigenkapital eine höhere Eigenkapitalrendite erzielen, solltest du nur Unternehmen der gleichen Branche miteinander vergleichen. Schließlich führen umgekehrt hohe Personalkosten, hoher Kapitaleinsatz und viel Konkurrenz zu geringeren Gewinnmargen und damit zu einer niedrigen Rendite.
Berechnung der Eigenkapitalrentabilität
Die Kennzahl der Eigenkapitalrentabilität ergibt sich aus dem Jahresüberschuss, d. h. Gewinn des Unternehmens, und dem eingesetzten Eigenkapital. Multipliziert mit dem Faktor 100 ergibt sich so die Eigenkapitalrentabilität in %.
EK-Rentabilität in % = (Gewinn / Eigenkapital) * 100 %
Zur Ermittlung der Eigenkapitalrendite sollte das Eigenkapital um ausstehende Einlagen bereinigt werden und stille Reserven – sofern über diese Informationen vorliegen – hinzugerechnet werden. Sonderposten mit Rücklageanteil werden zu 50 % dem Eigenkapital hinzugerechnet und auch Pensionsrückstellungen können das Eigenkapital erhöhen. Rechnest du diese hinzu, erschwert sich jedoch der Vergleich mit anderen Unternehmen. Um wirklich aussagekräftige Vergleiche zu erstellen, sollten also stets Branche, Jahr und auch die Berechnungsmethode übereinstimmen.
Beispiel:
Ein Unternehmen erwirtschaftet bei einem Eigenkapital von 35 Mio. € einen Gewinn von 6,5 Mio. Die Rechnung lautet dann wie folgt: 6,5 / 35 * 100 = 18,57 %. Im Folgejahr steigert das Unternehmen den Gewinn auf 7,5 Mio. Damit lautet die Rechnung 7,5 / 35 * 100 = 21,43 %. Die EK-Rentabilität ist damit um knapp 3 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen.
EBIT als Berechnungsgrundlage
Anstelle des Gewinns, d. h. des Jahresüberschusses nach Steuern, kannst du zur Berechnung auch das EBIT (earnings before interest and taxes, sprich den Gewinn vor Abzug von Zinsen und Ertragssteuern) verwenden. Das bringt den Vorteil mit sich, dass sich auch Unternehmen vergleichen lassen, die aufgrund eines national voneinander abweichenden Unternehmenssitz unterschiedlichen Abgaben und Steuern ausgesetzt sind. Auch ist ein direkter Vergleich von verschiedenen Geschäftsjahren, Quartalen oder Unternehmensbereichen möglich, ohne schwankende Zinsen und Steuersätze berücksichtigen zu müssen.
Der EBIT berechnet sich wie folgt:
Jahresüberschuss
+ Steueraufwand
− Steuererträge
+ Zinsaufwand
− Zinsertrag
__________________
= EBIT
Aussagekraft der Kennzahl Eigenkapitalrendite
Die Eigenkapitalrentabilität ist – neben z.B. der Gesamtkapitalrentabilität bzw. dem ROI (Wie rentabel ist das Unternehmen mit eingesetztem EK und Fremdkapital zusammen?) und dem Cashflow (Wie viel Geld wurde erwirtschaftet?) sprich der Finanzkraft – eine der Kennzahlen, die die Ertragskraft eines Unternehmens misst.
Eine hohe EK-Rentabilität kann auf eine geringe Eigenkapitalquote hindeuten. Diese wiederum beschreibt das Verhältnis von Eigenkapital zu Gesamtkapital. Eine hohe EK-Quote bedeutet finanzielle Stabilität.
Eine niedrige EK-Rendite kann auf hohes gebundenes Kapital wie Vermögensgegenstände in Form von Rohstoffen, Grundstücken oder Gebäuden oder geringe Gewinne hindeuten. Damit ist eine niedrige EK-Rendite nicht zwingend als negativ zu beurteilen, insbesondere dann nicht, wenn sie gemeinsam mit einer hohen EK-Quote auftritt.
Vergleich mit anderen Unternehmen
Bei einem Vergleich von Unternehmen ist allerdings Vorsicht geboten: Bilanzieren Unternehmen nach unterschiedlichen Rechnungslegungsstandards (z.B. HGB oder IFRS), ergeben sich daraus unter Umständen unterschiedliche Gewinne und/oder Eigenkapitalwerte. Gleiches gilt für verschiedenartige Abschreibungsmethoden und Nutzungsdauern, die eine Vergleichbarkeit erschweren. Der Aussagegehalt der EK-Rendite ist damit im Unternehmensvergleich begrenzt.
Um einen Vergleich mit Kapitalgesellschaften zu ermöglichen, sollte bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften zunächst der kalkulatorische Unternehmerlohn abgezogen werden. Das Gehalt von Geschäftsführern wird bei Kapitalgesellschaften direkt als gewinnmindernder Aufwand verbucht, wohingegen der Einzelunternehmer seinen Lebensunterhalt vom Gewinn selbst bestreitet.
Zielwert für die Eigenkapitalrentabilität
Unabhängig von der Branche sollte die Kennzahl den durchschnittlichen Zinssatz am Kapitalmarkt übersteigen, da andernfalls eine Geldanlage am Markt ertragreicher wäre als die Investition in das Unternehmen. So kann es auch innerhalb eines Unternehmens immer wieder zur Schließung einzelner Abteilungen kommen, wenn das Kapital an anderer Stelle effizienter zum Einsatz kommen kann.
Der Zielwert ist dabei konkret abhängig von der Branche und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, wobei KMU die Zielwerte eher als Informationen zur Optimierung betrachten, ohne gleich Konsequenzen zu ziehen. Nichtsdestotrotz kann eine im Branchenvergleich zu niedrige EK-Rentabilität als Grundlage genommen werden, unrentabel gebundenes Kapital zu ermitteln.
Leverage-Effekt
Der Leverage-Effekt beschreibt zunächst, wie ein Unternehmen durch die Aufnahme von Fremdkapital seinen Gewinn erhöhen kann, ohne das Eigenkapital zu tangieren. Der Leverage-Effekt beschreibt also eine Hebelwirkung auf der Basis von Fremdkapital. Nimmt also ein Unternehmen Fremdkapital auf, kann sich die Eigenkapitalrentabilität erhöhen – vorausgesetzt die Gesamtkapitalrentabilität ist höher als der Zins für das Fremdkapital und der Verschuldungsgrad, d. h. das Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital, erhöht sich so.
Beispiel:
Liegt die Rendite bei 9 %, der Zins für Fremdkapital nur bei 6 %, lohnt es sich, mehr Fremdkapital aufzunehmen. Das Unternehmen zahlt für das fremde Geld nur 6 % Zinsen, erwirtschaftet damit aber einen höheren Gewinn. Da durch das Fremdkapital der Gewinn bei gleichbleibendem Anteil des Eigenkapitals ansteigt, erhöht sich so auch die EK-Rentabilität.
Rendite (Eigenkapital) = 9 % Gesamtkapitalrendite + (9 % Gesamtkapitalrendite – 6 % Fremdkapitalzins) * (Fremdkapital / 20.000 €)
Risiken und negativer Leverage-Effekt
Die Steigerung des Gewinns durch Fremdkapital ist dabei nur sinnvoll, wenn das aufgenommene Kapital auch wirklich in die Produktion zu tatsächlichen Steigerung des Unternehmensgewinns fließt. Ferner stellt jede Kreditaufnahme auch einen Anstieg der Abhängigkeit von externen Akteuren dar – was wiederum das Geschäftsrisiko erhöht. So ist denkbar, dass das Unternehmen künftig höhere Zinsen für das Fremdkapital zahlen muss, weil der Verschuldungsgrad zu hoch ist. Dies wiederum stellt eine natürliche Begrenzung des Leverage-Effektes dar.
Geht die Wirtschaftsleistung des Unternehmens in Zukunft zurück, kann die Tilgung der Kredite teuer werden. Schließlich ist das Risiko des Hebels zu nennen: Ist die Rentabilität geringer als der Zins für das Fremdkapital, sinkt auch die EK-Rentabilität.
Kritische Betrachtung der Eigenkapitalrentabilität
- Betrachtet man ausschließlich die EK-Rendite als Kennzahl, bleiben andere wichtige Faktoren wie ein langsames, nachhaltiges Wachstum unberücksichtigt.
- Es ist nicht immer deutlich, welche Aspekte in das Eigenkapital einfließen, was die Vergleichbarkeit erschwert.
Zusammenfassung
Die Eigenkapitalrentabilität stellt eine wichtige Kennzahl zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens dar. Die Berechnung erfolgt anhand des Jahresüberschusses geteilt durch das EK. Das Ergebnis entspricht in % der Verzinsung des EK durch den laufenden Betrieb.
- EK-Rentabilität in % = (Gewinn / Eigenkapital) *100 %
- kein branchenübergreifender Vergleich möglich
- positive EK-Rentabilität bedeutet Wachstum, negative z. B. unrentabel gebundenes Kapital