Liquidität
Definition
Der Begriff Liquidität bezeichnet im Grunde die Gesamtheit deiner verfügbaren Zahlungsmittel, mit welchen du beispielsweise in deine Firma investieren oder Gläubiger auszahlen kannst.
Ein wenig ausführlicher erklärt die Betriebswirtschaftslehre die Liquidität. Sie zeigt, ob du in der Lage und auch bereit dazu bist, deine Schulden und ausstehenden Zahlungen pünktlich und vollständig zu begleichen. Das beinhaltet auch deine Verpflichtung, dass du notfalls nicht nur dein Geld, sondern auch deine sogenannten Vermögensgegenstände zu diesem Zweck einsetzen musst.
Wen interessiert es, ob du liquide bist?
Besonders für deine Geldgeber (zum Beispiel die Banken) oder Lieferanten ist es wichtig, deine Liquidität zu kennen. Sie wollen sicher sein, dass du die Zinsen, Tilgungen und Rechnungen problemlos zu zahlen imstande bist. Dazu führen sie üblicherweise vor Beginn der Geschäftsbeziehung Bonitätsprüfungen durch.
Wie berechnet man die Liquidität?
Wenn deine Geldgeber oder Gläubiger wissen wollen, wie „flüssig“ du bist, dann können sie zwar nicht deine Finanzplanung einsehen, aber sie können sich über deine Bilanz informieren.
Der Nachteil dabei ist allerdings, dass diese erst am Jahresende aufgestellt wird und daher nur rückwirkend zeigt, wie es um deine Finanzen bestellt war. Wichtig ist jedoch, wie diese sich aktuell oder zukünftig darstellen. Dies kann jedoch ebenfalls aus den Bilanzzahlen errechnet werden.
Dafür stehen drei verschiedene sogenannte Liquiditätskennzahlen zur Verfügung. Kurz gesagt werden bei diesen Berechnungen jeweils die liquiden Mittel mit kurzfristigen Forderungen oder auch mit dem gesamten Umlaufvermögen zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten ins Verhältnis gesetzt.
Folgende drei Möglichkeiten gibt es dafür:
Liquiditätskennzahl 1
Liquidität 1. Grades (Cash Ratio)
Hierbei findet die Berechnung statt, indem man die vorhandenen flüssigen Geldmittel (Kasse und Bankguthaben) durch die Summe der kurzfristigen Verbindlichkeiten teilt.
Für die Berechnung der Liquidität musst du dir die Zahlen aus deiner Bilanz oder aus deiner Buchhaltung holen und diese in folgende Formeln einsetzen:
Zahlungsmittel
————————————– x 100%
kurzfristige Verbindlichkeiten
500.000 Euro
———————————- = 25%
2.000.000 Euro
Ein normaler Wert liegt bei etwa 10-30%. Würdest du über 100% als Ergebnis erhalten, so hättest du genügend liquide Mittel, um alle Verbindlichkeiten zu bezahlen.
Liquiditätskennzahl 2
Liquidität 2. Grades (Quick Ratio oder ATR = Acid Test Ratio)
Die zweite Berechnungsmöglichkeit besteht darin, alle flüssigen Geldmittel (Kasse und Bankguthaben) plus alle kurzfristigen Forderungen plus alle Wertpapiere des Umlaufvermögens durch die Summe der kurzfristigen Verbindlichkeiten zu dividieren.
(Zahlungsmittel + kurzfristige Forderungen)
—————————————————- x 100%
kurzfristige Verbindlichkeiten
(500.000 Euro + 600.000 Euro)
————————————- = 55%
2.000.000 Euro
Du brauchst hier mindestens ein Ergebnis zwischen 100 und 200%.
Liquiditätskennzahl 3
Liquidität 3. Grades (Current Ratio)
Bei der dritten Möglichkeit addierst du alle flüssigen Mittel, kurzfristigen Forderungen, Wertpapiere des Umlaufvermögens (wie beim Quick Ratio) plus zusätzlich die Vorräte (Lagerbestände) und teilst diese dann durch die kurzfristigen Verbindlichkeiten.
Umlaufvermögen
—————————————- x 100%
kurzfristige Verbindlichkeiten
(500.000 Euro + 600.000 Euro + 500.000 Euro)
——————————————————— = 80%
2.000.000 Euro
Ein gutes Ergebnis bei dieser Liquidität liegt bei 120%. Ist er niedriger, musst du deine Preispolitik und deinen Absatz prüfen. Liegt er darüber, hast du zu viel Lagerbestand, der dein Kapital bindet.
Was passiert bei mangelnder Liquidität?
Die mangelnde Liquidität hat für dich zumeist durchaus ernste Folgen. Im schlimmsten Fall führt sie nämlich dazu, dass du Insolvenz anmelden musst, was sogar durch den Gesetzgeber entsprechend geregelt ist. Sobald deine Firma ihre Zahlungen nicht mehr vollständig und pünktlich leisten kann und innerhalb von drei Wochen dieser Zustand nicht zu verbessern ist, bist du dazu verpflichtet, Insolvenz anzumelden.
Du musst dann prüfen, welche Vermögensgegenstände du in dieser Zeit zu Geld machen kannst und ob das ausreicht, um deine Gläubiger pünktlich und vollständig zu befriedigen. In einem solchen Fall wirst du jedoch deine Vermögenswerte sehr wahrscheinlich unter Wert verkaufen müssen. Falls du durch diese Maßnahme die Gefahr der Insolvenz abwenden kannst, musst du dennoch mit weiteren Problemen rechnen: Du kannst keine Skontomöglichkeiten ausnutzen, deine Umsatzsteuer nicht oder nicht rechtzeitig ans Finanzamt abführen und auch die Gehälter deiner Angestellten inklusive der Sozialabgaben nicht bezahlen.
Und was, wenn sie zu hoch ist?
Wenn du zu liquide bist, ist das weniger problematisch, aber dennoch nicht immer auch zwingend von Vorteil, denn das bedeutet, dass dein Geld auf der Bank oder in deiner Barkasse gewissermaßen herumliegt. Im Idealfall solltest du es allerdings für Investitionen nutzen oder besser anlegen, um einen guten Zins dafür zu erhalten. Wenn du dein Geld also hortest, kannst du zwar alle Zahlungen pünktlich leisten, musst allerdings mit Rentabilitätseinbußen und Wertverfall rechnen (Inflation).
Wie kannst du deine Zahlungsfähigkeit sicherstellen?
Die Liquiditätsplanung
Wenn du ein Unternehmen gründest, kommst du zunächst einmal nicht umhin, einen adäquaten Businessplan zu erstellen. Auf dessen Basis wird beispielsweise geprüft, ob die Bank dir einen Unternehmensgründungskredit gibt. Oder es wird daraus abgeleitet, wie hoch deine Versicherungsbeiträge bei einer freiwilligen Versicherung in den gesetzlichen Krankenkassen sein werden. Im Kern allerdings gibt dieser Aufschluss über die voraussichtliche Rentabilität deines Unternehmens.
Der Liquiditätsplan ist ein Teil des Businessplans. In ihm erfasst du deine aktuell verfügbaren Bargeldbestände und Geld deiner Konten sowie alle erwarteten Einnahmen und Ausgaben. Nach der Unternehmensgründung führst du diese Planung weiter, damit du einen regelmäßigen Überblick über deine Finanzen hast und rechtzeitig sehen kannst, wann es eng wird.
Dein Plan kann sich auf Wochen, Monate oder Jahre beziehen. Darin musst du alle Kosten erfassen, die auf dich zukommen (Versicherungen, Personal, Waren, Kredite, Mieten etc.) und alle Einnahmen (Startkapital: Bargeld, Kasse, Konten, Einzahlungen aus Verkäufen, Rückzahlungen vom Finanzamt, Steuererstattungen etc.)
Für diese Planung solltest du dir idealerweise eine gute Software anschaffen, damit du den Überblick nicht verlierst. So kannst du dir genau anschauen, wo und wann erste Engpässe drohen und ob du genügend finanzielle Puffer hast. Es empfiehlt sich, dafür Sorge zu tragen, dass Reserven für wenigstens 3 Monate stets verfügbar sind, damit du auch eine kurze Periode schlechter Auftragslage ohne große Reibungsverluste kompensieren kannst.
Die Liquiditätsvorschau
Auch für die Liquiditätsvorschau bietet es sich an, entsprechende Software zu nutzen, denn hier musst du ganz penibel und genau erfassen, wann welche Zahlungen abfließen oder eingehen. Das können beispielsweise regelmäßige Mieten, Versicherungen, Personalkosten oder Kredittilgungen, Zinsen und Steuerzahlungen sein, die du auf diese Weise punktgenau terminieren kannst. Die meisten Faktoren in diesem Plan lassen sich also taggenau einpflegen, die Umsatzerlöse sind dagegen nicht so genau vorhersehbar, außer bei langfristigen Verträgen mit regelmäßigen Liefer- und Zahlungsterminen.
Daran kannst du sehr genau ablesen, wie es um deine Liquidität bestellt ist. Zusätzlich kannst du diese mit den bereits vorgestellten Liquiditätskennzahlen berechnen.
Maßnahmen zur Liquiditätserhöhung
Um deine Liquidität zu erhöhen, stehen dir verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Du musst entweder dafür sorgen, dass du deine Forderungen erhöhen kannst oder deine Verbindlichkeiten reduziert bekommst.
Kapitalfreisetzung
Um mehr Kapital freizusetzen, kannst du mehrere Dinge versuchen:
- Beispielsweise könntest du dein Eigenkapital durch Bareinlagen erhöhen.
- Eine weitere Möglichkeit wäre, ein langfristiges Darlehen aufzunehmen. Mit diesem gelingt es dir, deine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu begleichen. Allerdings könnte es dadurch später zu erneuten Problemen kommen, denn zurückzahlen musst du es ja doch irgendwann.
- Du kannst auch dein Anlagevermögen verkaufen, bzw. natürlich nur einen Teil davon. Du musst aber damit rechnen, dass du dies eventuell nur mit Verlust abwickeln kannst.
- Beliebt ist auch das sogenannte „Factoring“, bei dem du deine Forderungen weiter verkaufst. Dadurch erhöhst du zwar deine Liquidität des 1. Grades, aber durch die Forderungsabschläge, die du einbüßt, sinkt deine Liquidität des 2. Grades, da dein Forderungsbestand sinkt.
Deine kurzfristigen Verbindlichkeiten kannst du durch Umwandlung von Fremdkapital in Eigenkapital oder durch Umschuldung erreichen. Diese Maßnahmen sind jedoch eher nachteilig und können durch die Umschuldung eventuell künftige Zahlungsprobleme nach sich ziehen.
Gewinnthesaurierung
Gewinnthesaurierung bedeutet „Einbehaltung von Gewinnen zur Selbstfinanzierung eines Unternehmens.“ Das bedeutet, dass du deine erzielten Gewinne nicht investierst oder ausgibst, sondern eine Gewinnrücklage bildest. Dadurch hast du automatisch einen Puffer. Bei Aktiengesellschaften sind solche Rücklagen beispielsweise gesetzlich vorgeschrieben.
Kapitalerhöhung
Die Selbstfinanzierung, also der Einbehalt von Reingewinnen, funktioniert gut in Personengesellschaften und Kapitalgesellschaften. Bei Kapitalgesellschaften jedoch kannst du das Kapital eher durch die Ausgabe junger Aktien erhöhen. Dies nennt man „Effektive Kapitalerhöhung“. Alternativ erreichst du das auch durch die „Nominelle Kapitalerhöhung“, indem du Gewinnrücklagen und Kapitalrücklagen in Grundkapital umwandelst. Deine Aktionäre erhalten in diesem Fall sogenannte Freiaktien.
Je nachdem, welche Art von Unternehmen du leitest, solltest du dich in die speziellen Möglichkeiten einlesen, da hier in der Kürze keine Tipps für jede Gesellschaftsform abgehandelt werden können.
Fazit:
Nun hast du einen Einblick bekommen, was Liquidität bedeutet und was du tun kannst, um liquide zu sein und es auch langfristig zu bleiben.
Du musst nicht nur in der Lage sein, deine offenen Rechnungen aus dem vorher eingenommenen Geld zu begleichen, sondern du brauchst stets einen gewissen Puffer, um auch Material für deine Produktion einkaufen und bezahlen zu können, wenn deine Kunden dich noch gar nicht bezahlt haben, sprich: wenn noch gar kein Geld eingegangen ist. Denn deine Kunden werden deine auf der Rechnung genannten Zahlungsfristen nicht selten ausreizen und erst auf den letzten Drücker bezahlen.
Du wirst daher oft in Vorleistung gehen müssen und benötigst eventuell außerplanmäßig sofort Geld, wenn eine Produktionsmaschine ausgefallen ist oder sofort eine andere Ausgabe oder Anschaffung dringend notwendig wird. Auch neue Investitionen und Anschaffungen, wie neue Maschinen für einen Großauftrag, könnten notwendig werden.
Im schlimmsten Fall wirst du vielleicht sogar mit einem Schaden oder einer Reklamation konfrontiert und musst schnell Ersatz liefern und Sondertransporte bezahlen.
All diese Dinge sind problemlos nur möglich, wenn du dir ein gewisses Polster geschaffen hast. Ansonsten könnte jede Zahlung außer der Reihe dich in ernsthafte Schwierigkeiten bringen oder sogar deinen Bankrott bedeuten.