Kontenrahmen
In jedem Unternehmen spielt der verwendete Kontenrahmen und Kontenplan eine wichtige Rolle. Kontenrahmen sind pro Wirtschaftszweig systematisch aufgebaut und von jedem Unternehmen noch individuell durch den Kontenplan zu ergänzen.
Definition
Jedes Unternehmen ist dazu verpflichtet, seine Geschäftsvorfälle zu verbuchen. Für die notwendige Grundstruktur dieser Buchungen sorgt der Kontenrahmen. Davon gibt es unterschiedliche Versionen für verschiedene Wirtschaftszweige. Sie enthalten eine systematische Kontenstruktur, in der alle wichtigen Buchungskonten bereits enthalten sind.
Bekannte Beispiele sind Einzelhandel-, Großhandel- und Industriekontenrahmen und zudem der Kontenrahmen der Banken. In der öffentlichen Verwaltung wird mit der sogenannten Kameralistik gebucht. Dort wird anstatt mit einem Kontenplan mit einem Haushaltsplan gearbeitet, der anders aufgebaut ist, jedoch denselben Zweck erfüllt.
Üblicherweise werden die vorstrukturierten Konten noch nicht ausreichen, sodass jedes Unternehmen die von ihm benötigten weiteren Konten darin individuell ergänzt.
Typische Kontenrahmen: SKR 03 & SKR 04
Ganz besonders beliebt und außerdem häufig verwendet sind die DATEV-Kontenrahmen SKR 03 und SKR 04. DATEV ist ein Rechenzentrum, das eine Buchhaltungssoftware entwickelt hat, die speziell in steuerberatenden Berufen für die Buchhaltung eingesetzt wird. Das Unternehmen hat verschiedene Kontenrahmen entwickelt, die sogar online zum Download bereitstehen.
Sie sind deshalb so beliebt, weil sie sich für alle Branchen eignen. Daneben gibt es noch Branchenlösungen, die darauf aufbauen (beispielsweise SKR 70 für Hotels oder SKR81 für Ärzte). Wer in der Schule die Buchführung noch mit dem bekannten Großhandelskontenrahmen gelernt hat, der findet sich im SKR03 leicht zurecht, denn die Kontenklassen und Kontonummern sind hier weitgehend dieselben.
Ordnungsarten von Kontenrahmen
Der SKR03 ist nach dem Prozessgliederungsprinzip geordnet, der SKR04 nach dem Abschlussgliederungsprinzip. Dies kann ausschlaggebend dafür sein, welcher von beiden sich für dein Unternehmen am besten eignet.
1. Prozessgliederungsprinzip
Eine Gliederung nach dem Prozessgliederungsprinzip (SKR03) bedeutet, dass die Kontenklassen nach den Betriebsabläufen gegliedert sind. Also vom Anlagevermögen über die Finanzkonten, den Wareneinkauf bis hin zu den Kosten und Erlösen. Auch der Gemeinschaftskontenrahmen (GKR) folgt diesem Prinzip.
2. Abschlussgliederungsprinzip
Das Abschlussgliederungsprinzip, wie es beim SKR04 und dem Industriekontenrahmen (IKR) der Fall ist, ist nach den Kontenklassen des Jahresabschlusses gegliedert. Er folgt außerdem dem Bilanzrichtliniengesetz und dem BilMoG (Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz). Man könnte auch sagen, er ist gegliedert wie eine Bilanz und die GuV (Gewinn-und-Verlust-Rechnung).
Verschiedene Kontenrahmen in der Übersicht
Standardkontenrahmen (SKR)
Von der Firma DATEV entwickelt und kann branchenübergreifend verwendet werden. Dazu gibt es noch verschiedene Kontenrahmen, die bereits speziell auf einzelne Branchen zugeschnitten sind.
Beispiele dafür:
SKR…
- … 03 – Der branchenübergreifende Kontenrahmen, der nach dem Prozessgliederungsprinzip aufgebaut ist, wie bereits oben näher erläutert.
- … 04 – Der branchenübergreifende Kontenrahmen, der nach dem Abschlussgliederungsprinzip aufgebaut ist, wie bereits oben näher erläutert.
- … 14 – ist konzipiert für die Land- und Forstwirtschaft.
- … 30 – ist der Einzelhandelskontenrahmen, der zu den nicht mehr gepflegten Kontenrahmen von DATEV gehört.
- … 49 – wird von Vereinen, Stiftungen und gemeinnützigen GmbHs verwendet.
- … 70 – ist für Hotels und Gaststätten gedacht.
- … 81 – ist der Kontenrahmen für Ärzte (Arztpraxen).
- … 93 – ist für KFZ-Betriebe.
- … 99 – ist der Kontenrahmen für Krankenhäuser und Heime, aber auch ein freier Kontenrahmen, der selbst bearbeitet werden kann.
Industriekontenrahmen (IKR)
Dieser Kontenrahmen wurde vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) initiiert und folgt demnach dem Abschlussgliederungsprinzip. Das bedeutet, dass zuerst die Aktiva und Passiva aus der Bilanz aufgeführt werden und danach zudem die Erträge und Aufwendungen aus der GuV.
Gemeinschaftskontenrahmen (GKR)
Der Gemeinschaftskostenrahmen stammt ebenfalls vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und ist für alle Industrieunternehmen gültig. Hier folgt der Aufbau dem Prozessgliederungsprinzip, welches sind am Prozessablauf des Unternehmens orientiert. Eigentlich hätte der IKR den GKR bereits 1971 ablösen sollen, doch bislang existieren noch beide nebeneinander.
Sonstige
Der Vollständigkeit halber sollte zudem noch der Groß- und Außenhandelskontenrahmen (BGA) sowie der Einzelhandelskontenrahmen (EKR) und der Handwerks-Kontenrahmen erwähnt werden.
Aufbau eines Kontenrahmens
Die Kontenrahmen sind nicht weltweit identisch. Auch aufgrund branchenüblicher Gegebenheiten kann es zu Unterschieden kommen.
Grundsätzlich gibt es in Deutschland jedoch 10 Kontenklassen, die von 0 bis 9 nummeriert sind. Dabei handelt es sich um die sogenannten Sachkonten.
Beispiel: Kontenklassen von SKR 03
- 0: Anlage- und Kapitalkonten
- 1: Finanz- und Privatkonten
- 2: Abgrenzungskonten
- 3: Wareneingangs- und Bestandskonten
- 4: Betriebliche Aufwendungen
- 7: Bestände an Erzeugnissen
- 8: Erlöskonten
- 9: Vortrags- und statistische Konten
In jeder Klasse gibt es wiederum einzelne Kontengruppen, die eine eigene vierstellige Nummer von 0001 bis 9999 tragen. Jede der vier Nummern steht (in dieser Reihenfolge) für die Kontenklasse, die Kontengruppe, die Kontenuntergruppe und die Einzelkonten. (Siehe unten im Beispiel Konto 1211 näher erläutert.)
Beispielsweise in Kontenklasse 1 (Finanzkonten) findest du
- 1000 Kasse
- 1200 Bank
- 1300 Wechsel
- 1400 Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
Diese können weiter unterteilt sein, wenn du beispielsweise verschiedene Banken hast, kannst du weiter untergliedern in folgende Kontengruppen und Kontenuntergruppen:
Beispiel: Kontengruppen/Kontenuntergruppen BANK:
- 1210 Bank 1 (Sparkasse)
- 1220 Bank 2 (Volksbank)
- 1230 Bank 3 (Commerzbank)
- 1240 Bank 4 (Deutsche Bank)
- 1250 Bank 5 (Postbank)
Wenn du bei diesen Banken jeweils mehrere Konten hast, kannst du die Konten noch weiter unterteilen. Anstelle der letzten Ziffer (0) im obigen Beispiel folgt dann das Einzelkonto:
Beispiel: Konto „1211“
1 – Die erste Ziffer steht für Finanzkonten. (Kontenklasse)
2 – Die zweite Ziffer steht für die Bank. (Kontengruppe)
1 – Die dritte Ziffer steht für die Sparkasse. (Kontenuntergruppe)
1 – Die vierte Ziffer steht für ein bestimmtes Konto bei der Sparkasse. (Einzelkonto)
Personenkonten
Neben den 10 Sachkonten gibt es darüberhinaus noch Personenkonten, in denen du deine Kunden und außerdem auch deine Lieferanten führen kannst. Diese Konten sind fünfstellig, aber nicht standardisiert, da jedes Unternehmen ganz individuell seine Stammdaten hinterlegen muss.
Für deine Kunden musst du Debitorenkonten (also Schuldnerkonten) anlegen und für deine Lieferanten Kreditorenkonten (also Gläubigerkonten). Für die Debitoren sind die Bereiche 10000 bis 69999 reserviert und für die Kreditoren die Folgegruppen von 70000 bis 99999.
Diese Personenkonten bilden übrigens das sogenannte „Kontokorrentbuch“, also ein Nebenbuch der Buchführung. Dies ist hilfreich, damit nicht jeder Geldeingang und Geldausgang direkt auf das Sachkonto gebucht werden muss. Es ist übersichtlicher, dies separat zu buchen und dann auf das Sachkonto zu übernehmen.
Deine Debitoren werden dann auf „Forderungen aus Lieferungen und Leistungen“ gebucht und deine Kreditoren auf „Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen“.
Kontenplan
Wie bereits vorhin angedeutet, legen die branchenübergreifenden Standardkontenrahmen die Struktur bereits fest. Durch den Kontenplan nimmt jedes Unternehmen eine individuelle Anpassung des Kontenrahmens vor, die am besten zur Firma passt.
Erstellung eines Kontenplans im Kontenrahmen
Beispielsweise benötigt eine große Firma wie eine AG viel mehr Konten als ein kleines inhabergeführtes Unternehmen. Bei diesem kommen gar nicht alle Konten zum Einsatz. Dafür werden andere benötigt als die, die in Großfirmen zum Tagesgeschäft gehören. Deshalb erstellst du dir innerhalb des Kontenrahmens nun deinen eigenen Kontenplan.
Konten selbst werden dabei aber nicht umbenannt, die Struktur bleibt bestehen und wird lediglich ergänzt. Du kannst den Plan also reduzieren und zudem Konten, die du nicht benötigst, streichen.
Außerdem kannst du die Unterkonten weiter unterteilen und obendrein auch individuell umbenennen. Wie beim oben aufgeführten Beispiel mit der Bank. Dein Konto wird nicht Bank 1 heißen, sondern gleich Sparkasse. Und du wirst auch als Kleinbetrieb nicht 5 oder 10 verschiedene Bankkonten benötigen, kannst hier also reduzieren.