Holding
Wer ein Unternehmen gründen möchte, stößt früher oder später auf den Begriff der Holding. Vor allem im Zusammenhang mit milliardenschweren Großkonzernen taucht der Begriff auf, aber auch in Verbindung mit jungen Startups. Sicher hast du dich schon mal gefragt: Holdinggesellschaft – Was ist das? Wie funktioniert sie und was macht sie aus?
Was ist eine Holdinggesellschaft?
Der Begriff „Holding“ stammt aus der Betriebswirtschaftslehre. Er bezeichnet – entgegen der weitverbreiteten Annahme – keine Rechtsform, sondern eine Organisationsstruktur.
Hinweis
Die Holding ist keine Rechtsform für Unternehmen, sondern eine Organisationsform.
Spricht man von Holding, so meint man eigentlich Holdinggesellschaft, Holdingorganisation oder Holdingstruktur. Das englische Wort „holding“ lässt sich übersetzen mit „halten“ oder „etwas innehaben“. Schon die Übersetzung weist auf die Richtung hin, was die Organisationsform ausmachen könnte:
Die Holding ist eine Art und Weise mehrere Unternehmen mindestens zweier Hierarchieebenen miteinander zu organisieren. Gemeint ist, wenn ein Unternehmen mehrere Unterfirmen hält.
Sie kann aus einem bestehenden Unternehmen gebildet oder neu gegründet werden. Eine Rechtsform ist für die Gründung nicht vorgegeben, möglich ist die GmbH, AG, UG oder Limited.
Aufbau der Holding und ihre Bestandteile
Sie besteht stets aus mindestens zwei Unternehmen. Während die eigentliche Holding die Muttergesellschaft bzw. Dachgesellschaft ist, werden andere Firmen als Tochtergesellschaften bezeichnet. Das übergeordnete Mutterunternehmen hält Geschäftsanteile an den untergeordneten, abhängigen Tochterunternehmen.
Obwohl zwischen Mutter- und Tochterunternehmen ein Abhängigkeitsverhältnis besteht, gelten sowohl Mutterunternehmen als auch Tochterfirmen rechtlich gesehen als eigenständige Einheiten. Die wirtschaftliche Abhängigkeit ist meist – aber nicht zwingend – in einem Beherrschungsvertrag geregelt.
Die einfachste Form einer Holding besteht aus einem Mutter– sowie einem Tochterunternehmen. Daneben gibt es jedoch viele weitere Möglichkeiten, eine Holdinggesellschaft zu strukturieren.
Diese Arten von Holdinggesellschaften gibt es
Je nach Zweck einer Holding gibt es verschiedene Möglichkeiten, sie zu organisieren. In welcher Relation die einzelnen Unternehmen innerhalb einer Holdinggesellschaft zueinander stehen, macht die Art der Holdinggesellschaft aus und gibt ihr ihren Namen.
Als häufige Holdingstrukturen haben sich herausgebildet:
- die Finanzholding,
- die Operative Holding,
- die Management-Holding,
- die Organisatorische bzw. Strukturelle Holding
- und die Beteiligungsholding.
Finanzholding zur Vermögensverwaltung
Bei der Finanzholding – auch Vermögensholding genannt – ist das Mutterunternehmen für die Vermögensverwaltung zuständig. Es hat keine Leitungs- und Steuerungsfunktion bezüglich der Tochtergesellschaften, sondern verwaltet diese nur. Die Tochtergesellschaften arbeiten organisatorisch unabhängig.
Ziel einer Finanzholding ist vornehmlich die Ertragsoptimierung. Um dies zu erreichen, kann etwa die Muttergesellschaft ins Ausland verlegt werden, um beim Abführen von Gewinnen steuerliche Vorteile zu nutzen.
Operative Holding
Sie ist das am häufigsten angewandte Modell. Dabei hat sich das Mutterunternehmen fest auf dem Markt etabliert. Die Tochterunternehmen haben eine unterstützende oder ergänzende Funktion, und müssen ihrem Mutterunternehmen regelmäßig Bericht erstatten.
Eine beliebte Variante ist es, aus strategischen Gründen Konkurrenzunternehmen als Tochtergesellschaften dazu zu kaufen. Die Tochtergesellschaften treten dann meist als Niederlassungen in Erscheinung.
Management-Holding als struktureller Leiter
Die Management- oder auch Strategie-Holding genannt vereint Aspekte der beiden zuvor genannten Strukturen: Bei ihr beteiligt sich das Mutterunternehmen nicht direkt an den Verkaufsaktivitäten. Vielmehr hält es Beteiligung an den Tochterunternehmen und führt sowie organisiert diese.
Zu den Aufgaben des Mutterunternehmens gehört es, richtungsweisende Entscheidungen zu treffen, den Kapitalfluss zu steuern oder Personalmanagement. Dazu werden Führungskräfte des Mutterunternehmens meist zugleich in führenden Positionen in den Tochterfirmen eingesetzt.
Organisatorische bzw. Strukturelle Holding für interne Organisation
Bei der Organisatorischen Holding steht die interne Organisation des Unternehmens im Mittelpunkt. Das Unternehmen wird mittels der Struktur in verschiedene Sparten unterteilt, bspw. Geschäftsbereiche oder Funktionen. Das Mutterunternehmen kann auf diese Weise durch seine Tochterunternehmen mit mehreren Marken zugleich am Markt agieren.
Beteiligungsholding um Steuervorteile zu nutzen
Kleine und mittlere Unternehmen nutzen vermehrt die Beteiligungsholding, wobei das Mutterunternehmen die Gesellschafterrolle für die Tochterunternehmen übernimmt. Diese hingegen führen das operative Geschäft. Mittels dieser Organisationsstruktur können Unternehmer steuerliche Vorteile nutzen, ohne mehr Verwaltungsarbeit oder Kosten befürchten zu müssen.
Im Folgenden siehst du die einzelnen Varianten und ihre Merkmale auf einen Blick:
Art der Holding | Merkmale |
---|---|
Finanzholding |
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Operative Holding |
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Managementholding |
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Organisatorische Holding |
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Beteiligungsholding |
|
Gründung einer Holding
Willst du eine Holdinggesellschaft gründen, solltest du mit der Gründung des Mutterunternehmens beginnen. Diese kann – nach frei wählbarer prozentualer Beteiligung – Gesellschafterin des Tochterunternehmens werden. Ist die Gründung der Muttergesellschaft abgeschlossen, können die einzelnen Tochtergesellschaften gegründet werden.
Hinweis
Ohne Mutterunternehmen kann es keine Tochter- oder gar Enkelunternehmen geben. Deswegen legst du mit der Gründung des Mutterunternehmens den Grundstein für die Holding.
Da beim Gründen einer Holding mindestens zwei Unternehmen nacheinander gegründet werden, musst du für die Gründung mehr Zeit einplanen.
Firmierung der Holding
Beim Gründen einer Holding kann der Firmenname Probleme bereiten. Der Begriff „Holding“ als Teil des Unternehmensnamens wird von vielen Registerstellen abgelehnt. Der Grund: Der Zusatz kann bzgl. Größe und Einfluss des Unternehmens in die Irre führen. Zusätze wie „Beteiligungs-“ oder „Ventures“ hingegen sind unproblematisch.
Hinweis
Willst du bei der Firmierung deiner Holding auf Nummer sicher gehen, kannst du die Namen der Mutter- und Tochtergesellschaften bei der IHK prüfen lassen. Bewertet die IHK deine Firmennamen als zulässig, stellen zu Chancen auf Zulassung beim Registergericht sehr gut.
Kosten bei der Gründung einer Holding
Die Kosten, die bei der Gründung entstehen können, fallen sehr unterschiedlich aus. Entscheidend ist, ob aus bestehenden Unternehmen eine Holding geformt werden soll, oder neue Unternehmen gegründet werden müssen.
Werden Unternehmen komplett neu gegründet, wird teilweise ein Mindestkapital gefordert, bspw. bei der GmbH 25.000 Euro oder bei der AG 50.000 Euro. Die UG benötigt für die Gründung nur 1 Euro Stammkapital, dafür sind aber pro Jahr 800 Euro zu entrichten.
Weitere Kosten bei der Gründung von Unternehmen können sein:
- Notarkosten
- Anwaltskosten
- Anmeldegebühren für Patente
- Kosten für Eintragung beim Amtsgericht
- Bilanzen
- Mitgliedsgebühren bei IHK oder HWK
- Gewerbeanmeldung
- Businessplan, Gründercoaching, Marktforschung
- Geschäftsräume und Lagerbestände
Vorteile und Nachteile einer Holding
Die Vor- und Nachteile sind für jedes Unternehmen individuell.
Wer eine Holding gründen will, kann den Sitz der Muttergesellschaft in einen Staat mit niedrigen Steuern verlegen. Werden Gewinne der Tochtergesellschaften an das Mutterunternehmen abgeführt, unterliegen sie einer niedrigeren Steuer.
Aus kartellrechtlichen Gründen ist in manchen Ländern der Erwerb größerer Unternehmensbeteiligungen untersagt. Mit einer Holding kann die Beteiligung auf mehrere Tochterunternehmen gesplittet und damit eine höhere Kapitalbeteiligung erzielt werden.
Das Gründen einer Holding kann andererseits die Transparenz des gesamten Unternehmens verringern. Bei Mutterunternehmen und mehreren Tochterunternehmen können Kunden oder Geschäftspartner leicht den Durchblick und damit ihr Vertrauen ins Unternehmen verlieren. Für die Tochterunternehmen kann es zudem problematisch sein, vom Mutterunternehmen abhängig zu sein.
Vorteile einer Holdinggesellschaft auf einen Blick:
- Steuerersparnis
- Umgehung von Kapitalbeteiligungsschranken
- Schutz im Haftungsfall
- Anonymität am Markt
- Verteilung von Unternehmensrisiken
Nachteile einer Holdinggesellschaft auf einen Blick:
- Tochterunternehmen vom Mutterunternehmen abhängig
- intransparente Unternehmensstrukturierung
- höherer Aufwand bei Buchführung, Jahresabschluss und Verträgen
Fazit
Bei der Gründung einer Holding wird das eigene Unternehmen in eine Muttergesellschaft und mindestens eine Tochtergesellschaft gegliedert. Sie ist daher keine eigene Rechtsform, sondern eine bestimmte Organisationsform.
Diese Art der Struktur ist aus unterschiedlichen Gründen sinnvoll. Das Konzept sollte jedoch gut durchdacht sein und von Beginn an richtig aufgesetzt werden. Eine nachträgliche Änderung der Unternehmenstrucktur bringt jede Menge Aufwand mit sich. Einer der wohl wichtigsten Punkte für eine Gründung ist der eines strukturierten Unternehmens, welches ein reduziertes Risiko besitzt. Dennoch sollten die Kosten dieser Struktur nicht unterschätzt werden.